Kurze Historie des Gesangvereins „Germania 1857 Raunheim“

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Gesangverein „Germania“ von sangesfreudigen Männern in Raunheim gegründet. Von Anfang an entfaltete sich ein reges Vereinsleben, das sich an Hand der zahlreichen Beteiligungen an Ortsfesten, durch Konzerte und Besuche der Feste von Brudervereinen zeigte.

Ein erster Höhepunkt in der jungen Geschichte des Vereins war die Fahnenweihe im Jahr 1863. Von dieser Feier gibt es das älteste Vereinsbild mit 19 Vereinsgründern und ihrem Vizedirigenten.

Kriegswirren in den Jahren 1866 und 1870/71 brachten den Verein in große Schwierigkeiten, da die anfänglich schnell fortschreitende Entwicklung durch die Ereignisse der Kriege entscheidend gehemmt wurde. Aber dem damaligen Präsidenten Franz Draisbach gelang es mit viel Geschick und mit der Unterstützung der sangesfreudigen Mitglieder, den Verein durch die Klippen der Zeit zu führen.

Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts führten Dirigenten wie der musikalisch sehr begabte Lehrer Wenzel und sein Kollege Reeg den Männergesangverein zu bemerkenswerten Erfolgen bei gesanglichen Wettbewerben und Preissingen in der näheren und weiteren Region.

In dieser Zeit wurde auch die zweite Vereinsfahne im Rahmen eines imposanten Festes geweiht.

In den Junitagen des Jahres 1907 feierte der Verein im Rahmen eines Preissingens mit 15 befreundeten Vereinen seinen goldenen Geburtstag.

Als weiterer wichtiger Schritt wurde durch die Versammlung vom 6. September 1925 der Beitritt des Vereins zum „Hessischen Sängerbund“ beschlossen. Die folgenden Jahre wurden durch die wirtschaftliche Not im ganzen Land geprägt, trotz allem aber feierte man Anfang Juli 1932 das 75-jährige Jubiläum des Vereins. Hier erwiesen 24 Vereine mit über 1000 Sängern dem ältesten Raunheimer Verein die Ehre. Lebhaften Anteil nahm auch die Raunheimer Bevölkerung an diesem Ereignis. Ähnlich gebührend wurde auch der 80. Geburtstag der „Germania“ begangen.

Die Jahre danach – Kriegsjahre – führten durch die zahlreichen Einberufungen zum Militär und durch Dienstverpflichtungen zur Einstellung der Chorstunden. Zwar versuchte man 1940 mit den Mitgliedern des  Gesangvereins „Sängerbund“ die Singfähigkeit des Chores wiederherzustellen, musste aber 1944 den Wirrnissen des Krieges Tribut zollen. Der Chorgesang verstummte in Raunheim.

Der schwierige Neuanfang nach den schrecklichen Ereignissen des 2. Weltkrieges wurde durch Männer wie Hermann Schweinhardt und Ludwig Schnell geprägt. Die Germania stand wieder auf! Nach der ersten Nachkriegshauptversammlung im Jahr 1947 startete man schon im Februar 1948 mit dem ersten öffentlichen Auftritt. Weitere Veranstaltungen wie die „Bunten Abende“ folgten. Die Menschen hungerten nach gesellschaftlichen Ereignissen, was sich in vielen gut besuchten Veranstaltungen wiederspiegelte.

Die positive Entwicklung des Vereins in den folgenden Jahren kann man an Auszeichnungen bei Wertungssingen oder beispielhaft an der Verleihung der „Zelter-Plakette“ durch den Bundespräsidenten Theodor Heuss im Jahre 1958 erkennen.

In den folgenden Jahren prägten Dirigenten wie Ernst Alfred Voigt, Herr Hegety (Vorname unbekannt) und Peter Bender die Entwicklung des Chores.

Ein ganz wichtiger und von den Männern lange distanziert beäugter Schritt auch im Hinblick auf den Bestand des Vereins wurde gegangen. Die Gründung eines Frauenchores. Heinz Horneck, der damalige Präsident initiierte mit Edelinde Wagner im April 1983 die Gründung.  In Folge mussten Vorstandsform und Satzung geändert werden. Unter der Ägide des ersten gemeinsamen Präsidenten, Manfred Schweinhardt, wurden Form und Inhalt neu gestaltet. Es entstand aus dem Männergesangverein „Germania“ der „Gesangverein Germania 1857“.

Die beiden Dirigenten Frau Karin Koch und Chordirektor Peter Bender  prägten den Gesang der Germaniachöre in den Folgejahren.

Ein großes Fest, das vielen Sängerinnen und Sängern und sicherlich auch vielen Raunheimern und befreundeten Vereinen in Erinnerung geblieben ist, wurde 1997 zum 140-jährigen Bestehen der Germania gefeiert.

Ende der neunziger Jahre wurde – fast eine kleine Sensation – Margot Adolay zur ersten weiblichen  Vereinsvorsitzenden gewählt. Aber in einem Verein sind Veränderungen nicht zu umgehen. Frau Koch, langjährige Dirigentin, nahm ihren Abschied. Im selben Jahr starb der verdiente „Motor“ des Vereins, Willi Draisbach.

Mit dem neuen Dirigenten, Andreas Arneke, der im Januar 2005 die Germaniachöre übernahm, wurde das in Raunheim einzigartige 150-jährige Jubiläum im Jahr 2007 vorbereitet, das mit einer Akademischen Feier und einem Freundschaftssingen würdig begangen wurde.

Auf Anregung des Dirigenten wurde der dritte Chor – die „Kleine Sekunde“ – gegründet; schon 3 Jahre später errang man beim Nationalen Chorwettbewerb den 2. Platz.

Neben dem wichtigen 25-jährigen Bestehen des Frauenchores im Jahr 2008 war die 5-tägige Jubiläumsfahrt nach Rom im Jahr 2007 mit Audienz beim Papst und der Mitgestaltung einer Messe im Petersdom ein weiterer Höhepunkt in der jüngsten Geschichte der Germania.

Aber auch traurige Ereignisse prägen die letzten Jahre in der Historie der Germania. So der Tod der sehr anerkannten Vereinspräsidentin Margot Adolay im Februar 2011 und des langjährigen Sängers, Vizedirigenten und Präsidenten Manfred Schweinhardt im September desselben Jahres.

Ganz überraschend und kurzfristig stand der Dirigent, Andreas Arneke, auf eigenen Wunsch nicht mehr zur Verfügung. Er verließ den Verein im März 2012.

Ab dem 1. Juli 2012 übernahm der in Bulgarien geborene Dirigent Konstantin Karklisiyski die Germaniachöre. Unter seinem Dirigat wurde das traditionelle Konzert im Theater Rüsselsheim im November 2013 erfolgreich durchgeführt.

Eine letzte Veränderung ergab sich durch den Umzug aus der Pestalozzischule in neue Übungsräume in das Stadtzentrum, wo die Chöre sich sehr wohl fühlen.